Die Kinder der Klasse 4b der Grundschule Axstedt haben sich vor dem Altar in zwei Reihen aufgestellt. Sie blicken an diesem Mittwochmorgen auf viele leere Bänke in der großen St. Jacobi-Kirche – und auf den Rücken von Sabine Steilen. Sie sitzt oben auf der Empore und beginnt, die Orgel zu spielen. „Lasst uns die Welt bewahren“, stimmen die Kinder glockenhell mit ein.
Eigentlich sind die Mädchen und Jungs mit Klassenlehrerin Nanni Käppel aber gar nicht hier, um für Gänsehautmomente zu sorgen. Anlass für ihren Besuch ist die „Königin der Instrumente“ – sie wollen die Orgel kennenlernen. Deshalb geht es für die eine Hälfte der Klasse nach der Choreinlage auf die Empore, während die andere Hälfte zunächst im Gemeindehaus eine Orgel aus Pappe bastelt.
Organistin Sabine Steilen stellt das riesige Instrument vor, verrät, dass es 20 Register und fast 1400 Pfeifen hat. „Die großen sorgen für tiefe, die ganz kleinen für sehr helle Töne.“ Die Grundschüler erfahren, dass man auch mit den Füßen die Orgel zum Klingen bringen kann – wenn man mindestens 1,40 Meter groß ist. „Am besten fängt man erst einmal mit dem Klavier oder Keyboard an, bevor man dann Orgel lernt“, sagt Sabine Steilen. Paul hat ein Keyboard und spielt „Freude schöner Götterfunken“ an – seine Mitschülerinnen und Mitschüler singen gleich mit. Durch Musiklehrerin Ute Stemberg sind die Kinder bestens vorbereitet. Alle dürfen mal auf der Orgelbank Platz nehmen, Register ziehen und Tasten drücken, bevor Sabine Steilen wieder übernimmt. „What shall we do with a drunken sailor?“ – das geht auch auf der Orgel, vor allem, wenn Kinder mitsingen, stampfen und klatschen.
„Wir freuen uns, wenn wir möglichst vielen Menschen unsere Hillebrand-Orgel näherbringen können“, sagt Bramstedts Pastor Jan-Matthias Flake. „Das geht über Gottesdienste und Konzerte, zu denen wir immer wieder einladen, aber auch sehr gut über solche Orgelführungen.“
Die 4b geht jedenfalls sehr gerne auf Tuchfühlung mit der Orgel und kennt keine Berührungsängste. Am Ende erfüllt Sabine Steilen ihnen einen Wunsch und spielt Bachs bekannte „Toccata“. Da kann die Orgel noch einmal zeigen, was ihre 1400 Pfeifen so können.