Ewigkeitssonntag. Den feiern wir heute in der evangelischen Kirche. Manche sagen auch Totensonntag. Wir lesen die Namen der Verstorbenen des letzten Kirchenjahres vor. In vielen Kirchengemeinden werden Kerzen angezündet. Bei uns trägt jede Kerze einen Namen und die Angehörigen können die Kerze für ihren Verstorbenen mitnehmen. Manche bringen sie ans Grab.
Ewigkeitssonntag. Brauchen wir den eigentlich noch? Wenn doch die Weihnachtsmärkte schon beginnen und viele ihre Häuser schon adventlich geschmückt haben? Wozu diese Zäsur? Kann es nicht gleich adventlich gemütlich werden?
Ich glaube, es kann gut sein, einen festen Tag zu haben. Einen Tag, an dem ich weiß: Es gibt auch noch andere, die in den letzten Monaten einen geliebten Menschen verloren haben. Einen Tag, an dem ich mich erinnern kann: Bilder ansehen, mit jemandem telefonieren, eine Kerze anzünden, vielleicht sogar in die Kirche gehen.
Aus meinen Gesprächen weiß ich, dass für viele Menschen auch alle weiteren Totensonntage eine Bedeutung haben. Manchmal kommen Menschen zur Kirche, deren Partner ich schon vor vielen Jahren beerdigt haben. Sie sagen: In der Trauer spielt Zeit keine Rolle.
Ich mag diesen Ewigkeitssonntag. Ewigkeit. Sie gehört für mich zu Gott. Bei Gott existiert keine Zeit. Zu Gott gehört die Ewigkeit. Und weil ich darauf vertraue, dass wir zu Gott gehören, so vertraue ich darauf, dass wir auch irgendwann in diese Ewigkeit eingehen werden. Deswegen kann es guttun, innezuhalten und einen Moment mitten in der Zeit stehen zu bleiben. Im Wissen: Es gibt Gottes Ewigkeit. Wir sind Teil von etwas Größerem.
Und dann kann ich weitergehen. Im Wissen, dass der Advent kommt. Und an Weihnachten denken wir an das Unvorstellbare: Gott wird Mensch. Er kommt in die Zeit. Zu uns. Damit wir Teil seiner Ewigkeit werden können.
An wen möchten Sie heute denken? Vielleicht möchten Sie eine Kerze anzünden. Machen Sie, was Ihnen heute guttut. Es ist kein leichter Tag. Aber ein wichtiger.
Ihre Pastorin
Lara Schilde