Besondere Klangerlebnisse in St. Jakobi

Nachricht 20. September 2024

Aufführung der "Petite Messe solennelle" begeistert Publikum

Als sich der letzte Ton gen Empore verabschiedet hatte, wurde es in der St. Jakobi-Kirche in Bederkesa erst ganz still und dann richtig laut: Mit stehenden Ovationen, Applaus und Jubel bedankten sich die 150 Zuhörer bei denen, die die „Petite Messe solennelle“ von Rossini aufgeführt hatten. Einer fühlte sich trotzdem nicht ganz wohl.

Und das war Timo Corleis, der die Gesamtleitung der beeindruckenden Aufführung innehatte. Der Kirchenkreiskantor überließ lieber den vier Solisten, den 43 Sängerinnen und Sängern des Projektchores sowie den beiden Instrumentalisten die große Bühne. Mit der „Petite Messe solennelle“ hatte sich Corleis für ein Stück entschieden, was nicht so häufig zu hören ist. „Es ist quasi ein Crossover-Werk“, sagte Corleis in seiner kurzen Einführung. Dass man auch mal ein Wagnis eingehen kann, bewies das Konzert in eienr nahezu ausverkauften Kirche.

Die 1863/64 komponierte „Petite Messe solennelle“ ist ein von der Tonsprache der Oper geprägtes Werk in einzigartiger Gestaltung: Rossini komponiert in den Solosätzen wunderbar zu singende und herrlich klingende Linien, er bezieht sich auf musikgeschichtliche Traditionen (bereits der Anfang des „Kyrie“ ist dem Beginn des Mozart-Requiems verpflichtet), er komponiert zwei ausgedehnte Chorfugen mit kontrapunktischer und harmonischer Finesse, und alles in allem besteht die Messe aus einem großen musikalischen Reichtum. Sie endet im innigen Ernst des „Agnus dei“ mit der Bitte um Frieden.

Seit Januar hatte der Projektchor an diesem Werk mit Corleis gearbeitet – und das zahlte sich aus. Lautstärkenwechsel, die Höhen im Sopran, der Chorklang: Die 43 Sängerinnen und Sänger legten den Grundstein für das Gelingen des Konzertes und sorgten immer wieder für Gänsehautmomente wie beim „Cum santo spiritu“ des Glorias.

Dazu setzten die Solisten Glanzpunkte. Tenor Michael Ha füllte mit seinem Tenor den gesamten Kirchraum, so dass Bassist Carsten Krüger aber nur zu Beginn ein wenig Schwierigkeiten hatte, daneben zu bestehen. Altistin Nina Böhlke überzeugte mit ihrer sehr warmen Stimmfarbe, und Sopranistin Marlen Korf merkte man an, dass sie sich außerordentlich gefreut hatte, die „Petite Messe solennelle“ einmal singen zu können.

Chor und Solisten konnten sich auf einfühlsame Instrumentalisten verlassen. Der in Hamburg lebende französische Pianist Lémuel Grave am aus Oldenburg „eingeflogenen“ Flügel begleitete den Chor, aber auch die solistischen Parts im wahrsten Sinne des Wortes mit Fingerspitzengefühl. Ihm gegenüber sorgte Harmonium-Spezialistin Ryoko Morooka für ganz besondere Klänge. Mal wie eine Orgel, dann wie Akkordeon oder Bläser, zwischendurch wie Streicher oder gar ein ganzes Kammermusikensemble: Das Instrument lieferte ganz außergewöhnliche Klangerlebnisse. Ryoko Morooka spielt ein historisches Harmonium, das zur Zeit Rossinis in Paris gebaut wurde. Für dieses Konzert wurde es extra aus Hannover nach Bederkesa befördert. Der Aufwand hat sich mehr als gelohnt.

Wer dieses Konzert verpasst hat oder Appetit auf mehr bekommen hat, der muss nicht mehr lange warten: Der Projektchor arbeitet bereits mit Timo Corleis an einem neuen Konzert. Am 7. Dezember, 19 Uhr werden in Bederkesa die beliebten Teile I, II und III des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach erklingen. Der Vorverkauf beginnt im November.

Ansprechpartner

Kreiskantor Timo Corleis
Kreiskantor Timo Corleis