Für Katrin Kunkel ist der Gottesdienstbesuch am Sonntag eine persönliche Angelegenheit. Nicht selten geht sie am Nachmittag noch einmal spazieren, um über das, was sie in der Predigt gehört hat, nachzudenken. Jetzt hat sich die Sievernerin im Rahmen ihrer Ausbildung zur Lektorin noch intensiver mit Bibeltexten auseinandergesetzt und kann nun selbst anderen Besucher*innen etwas zum Nachdenken mit auf den Weg geben. Am 22. September, 10 Uhr, wird sie in der Debstedter Kirche in ihr neues Amt eingeführt.
Damit endet ihre Ausbildung, die im Januar begonnen hat. „Insgesamt ging sie über fünf Wochenenden“, berichtet die 45-Jährige. Sie hatte Glück: Die Gruppe von insgesamt 16 angehenden Lektor*innen traf sich immer im Evangelischen Bildungszentrum in Bederkesa. „Es ist eine tolle Gruppe, wir halten Kontakt und unterstützen uns.“ Geleitet wurde die Ausbildung von Pastorin Johanna Schröder aus Scheeßel, im Sprengel Stade für die Arbeit mit Lektor*innen zuständig.
Nach dem ersten Wochenende kamen bei Katrin Kunkel aber Zweifel auf: „Es war richtig anstrengend, es gab viele Fachbegriffe, wir haben alle viel mitgeschrieben, und trotzdem habe ich gedacht: Ob ich das schaffe?“ Beim zweiten Treffen entlarvte eine Feedback-Runde: So wie Katrin Kunkel ging es vielen. Das erleichterte alle – und sorgte dafür, dass niemand absprang. Die Bibel lesen und verstehen, mit einem Schauspieler an der eigenen Präsenz und Stimme zu arbeiten, gemeinsame Andachten zu entwickeln – das hat der verheirateten Mutter zweier Söhne viele neue Erkenntnisse, Fähigkeiten und Freude bereitet. „Ich beschäftige mich sehr gerne mit dem Predigttext. Was mir schwerer fällt, ist das Aussuchen der Lieder.“
Einige Gottesdienste hat sie schon gestaltet, in Debstedt und in Hymendorf. „Die Predigt halte ich vorher immer ein paar Mal“, verrät Katrin Kunkel, die seit dreieinhalb Jahren auch Kirchenvorsteherin ist. Dann sind ihre Eltern, ihr Mann, die Söhne und auch die Wellensittiche ihr Publikum. „Ich mache das vor allem, um Abstand zu bekommen. Oftmals berühren mich die Worte sehr, und da ist es besser, das ein bisschen zu ,entemotionalisieren‘“, sagt sie schmunzelnd.
Mit Pastorin Christa Maschke war ihre Gemeindepastorin gleichzeitig auch ihre Mentorin. Diese wird Ende Oktober in den Ruhestand verabschiedet. „Vielleicht ist es dann ganz gut, wenn ich mal einen Gottesdienst übernehmen kann“, sagt Katrin Kunkel. Über ein Thema würde sie gerne mal predigen. „Ich wandere sehr gerne. Da fallen mir sofort einige Verbindungen und Bilder ein, die zum Glauben passen.“ Und über die kann man dann bestimmt gut bei einem Sonntagsspaziergang nachdenken.